Wildwuchs in einem deutschen Wald

silvestris

neue wildnis

Jennifer
Bergsiek
LuxoArt Samt, Mohawk extrarough
96
50
220 x 260

Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis das Konzept der Nationalparks seinen Weg von den Vereinigten Staaten im Jahre 1970 bis nach Deutschland fand. Dies ist kaum verwunderlich, da die Land- und Forstwirtschaft auf deutschem Grund seit dem Mittelalter floriert. Zudem lebt der Homo sapiens seit Anbeginn der Zivilisation das Bedürfnis, seine Umwelt zu strukturieren und zu ordnen. Doch genau das Gegenteil fordert die deutschlandweite Nationalpark-Philosophie „Natur Natur sein lassen“: Totholz auf dem Boden liegen lassen, Wälder und Landschaften nicht nach Belieben formen, sondern sie ihrer eigenen Entwicklungsdynamik überlassen, Ökosysteme augenscheinlich aus dem Gleichgewicht geraten lassen. Für so Manchen unvorstellbar, aber gleichzeitig unabdingbar, wenn man „Natur“ mit Natürlichkeit verbindet.
Heute, 50 Jahre später, zählt Deutschland bereits 16 Nationalparks. Aufforstung, Renaturierung und der Schutz von Naturgütern sind schon lange wieder verbreitete Anliegen in der Gesellschaft. Der moderne Mensch möchte zurück zur Natur und sich in ihr seinem Alltagsstress entziehen, ein wiederkehrendes Phänomen. Aktuelle Lifestyle-Werbungen zeigen wieder „Bullis“ mit Freunden oder Pärchen, die in den Weiten unbesiedelter Landschaften zur Rast kommen, um genau dort ihr Zelt aufzuschlagen. Nationalparks sind Schaukästen für viele Themen, die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur betreffen. In ihrer Arbeit möchte Jennifer Bergsiek sich anhand des Konzepts „Nationalpark“ ohne den konkreten Anspruch, allen Fragen mit einer endgültigen Antwort gerecht zu werden, mit diesem Verhältnis zwischen Mensch und Natur auseinandersetzen. Dafür ist sie in alle 16 Nationalparks in Deutschland gereist und hat diese in einer dokumentarisch-künstlerischen Weise fotografiert. Die subjektive Romantisierung der Natur mit einer mitklingenden Frage nach dem Unberührten steht bei den häufig melancholisch wirkenden, im Dämmerlicht aufgenommenen Fotografien dabei im Vordergrund.