Ich habe das Sommersemester 2014 im Studiengang Fotografie an der IADE – University in Lissabon, Portugal verbracht.
Wie ich festgestellt habe ist es möglich die erforderlichen Bewerbungsunterlagen und die nötigen Vorbereitungen (z.B. einen Sprachkurs zu finden) in wenigen Wochen hinter sich zu bringen. Allerdings ist es empfehlenswerter sich einige Zeit vor der Bewerbungs-Deadline um alles zu kümmern.
Die Mitarbeiter der Fachhochschule Dortmund waren nett und haben mir bei den Vorbereitungen zur Seite gestanden. Im Internet lassen sich bereits viele Informationen über den Bewerbungsablauf finden was ich als sehr hilfreich und praktisch empfunden habe. Die Annahme der Gasthochschule kam nach etwa zwei Wochen und die weitere Kommunikation verlief sehr unkompliziert.
Im Falle einer möglichen Unterstützung durch das Auslands-Bafög ist es auch hier ratsam sich früh genug mit den zahlreichen Bewerbungsformularen auseinanderzusetzen. Gerade deshalb weil teilweise erst noch geprüft werden muss ob die Gasthochschule als geeignet und unterstützungswürdig anerkannt wird.
Alles in allem würde ich aber sagen, dass der Bewerbungsaufwand in keinem Verhältnis zu dem steht was man dafür bei seinem Auslandsaufenthalt geboten bekommt.
Ich hatte von einem Bekannten eine Unterkunft empfohlen bekommen, die ich vorab von Deutschland aus reserviert habe. Am Tag meiner Ankunft habe ich dann die Schlüssel bekommen und einen Mietvertrag unterschrieben. Die Unterkunft war speziell für Erasmus Studenten, was hilfreich war, da man direkt Leute kennenlernte die sich in einer sehr ähnlichen Situation befanden.
Wenn man nicht gerade eine Unterkunft empfohlen bekommt, sollte man sich allerdings entweder vorab gut informieren, oder sich vor Ort etwas suchen. Es gibt vereinzelt Zimmer die zwar ein Fenster haben, dessen Ausblick jedoch nach zwei Metern durch eine Hauswand begrenzt ist. Frischluftzufuhr und Tageslicht sind in diesen Fällen auch nur bedingt vorhanden.
Die Preise variieren je nach Lage, Größe des Zimmers, Ausblick, Zustand, etc. und bewegen sich etwa zwischen 200,- und 450,- Euro pro Monat. Der Zustand der Wohnungen hat meist einen niedrigeren Standard als in Deutschland, allerdings bieten sie in der Regel alles was man zum Leben braucht.
Sehr positiv war für mich die Möglichkeit am Anfang des Semesters alle angebotenen Kurse kennenlernen und auswählen zu können. Es hat sich als nicht ganz einfach herausgestellt sich einen Überblick über das Kurssystem zu verschaffen und einen sinnvollen Stundenplan zusammenzustellen. Die meisten Kurse werden morgens und abends angeboten, so dass es viele Kombinationsmöglichkeiten gibt. Ich habe mich für drei überwiegend praktische Fotografie Kurse aus dem 4. und 6. Semester entschieden, was sich als eine gute Wahl herausgestellt hat. Die Schule hat ca. 1500-2000 Studenten und ist eher mittelmäßig ausgestattet. Es gibt zwei kleinere Studios die allerdings in keiner Hinsicht dem aktuellen technischen Standard erfüllen. Von daher ist es auch ratsam seine eigene Kameraausrüstung dabei zu haben.
Es ist sehr schwierig die Prüfungsanforderungen objektiv zu beurteilen. Meinem Empfinden nach war das Niveau allerdings deutlich unter dem der Fachhochschule Dortmund.
Generell wird in portugiesisch gelehrt, allerdings sprechen die meisten Dozenten auch englisch. Teilweise wird sogar der komplette Kurs auf Englisch abgehalten wenn sich ausländische Studenten darin befinden.
In Lissabon gibt es etliche Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. Man kann den Stadtkern sehr gut zu Fuß erkunden und so die unterschiedlichen Stadtteile kennenlernen. Ich habe Lissabon als sehr vielseitig empfunden und oft ist es so, dass man um eine Ecke geht und sich die Stadtlandschaft plötzlich komplett verändert. Am besten ist es mit einheimischen Leuten unterwegs zu sein die einem die besten Cafés, leckersten Restaurants und schönsten Orte abseits der Touristenpfade zeigen können.
Ein besonderes Highlight bietet natürlich der atlantische Ozean der sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt befindet und in 20 Minuten mit dem Zug erreichbar ist. Zudem befinden sich viele interessante Städte und Orte in der Nähe die sich für einen Tagesausflug oder längere Reisen anbieten.
Eine der wichtigsten Erfahrungen war für mich, viele nette und interessante Menschen unterschiedlichster Herkunft kennenzulernen und mehr über ihre Lebensumstände in ihren Heimatländern zu erfahren. Dies ist nicht nur spannend sondern kann auch den Blick auf sein eigenes Leben verändern. Neben den positiven Aspekten einer Großstadt, wird man ebenfalls mit den Schattenseiten, wie beispielsweise Kriminalität und Armut konfrontiert.
Für mich war die Zeit in Lissabon einfach unvergesslich und wahrscheinlich die intensivste Zeit meines bisherigen Lebens. Es ist eine unheimliche Bereicherung aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und seinen Horizont in jeglicher Hinsicht zu erweitern. Jedem dem sich die Möglichkeit auftut ein oder zwei Semester im Ausland zu verbringen sollte diese meiner Meinung nach nutzen.