Abstraktes Bild - Gummiband

dESIGN12+ #3: NORA FUCHS und JENS MÜLLER

07.05.2025 / 17:00

Ort: MOP2, Aula Design 

moderiert von Prof. Prof. h.c. Dirk Gebhardt (Dekan)

 

Prof.in Nora Fuchs und Prof. Jens Müller berichten über ihre Forschungsfreisemester und spannenden aktuellen Projekte!

 

I. Nora Fuchs: Tipping point, or „I understand, but there are strict laws.“

Nora Fuchs war 2024 drei Monate lang als Artist in Residence in Island für ihr künstlerisches Forschungsprojekt zum Thema Kipppunkte unterwegs. Untersucht und analysiert hat sie unterschiedliche Prozessabläufe und wie man diese in eine Visualisierung verwandeln und damit wahrnehmbar machen kann. Die künstlerische Forschung ist eine ergebnisoffene Arbeitsmethode. Das Experiment beinhaltet kein vorher definiertes Ziel. Ausgangspunkt ist die Suche nach einer idealtypischen Landschaft. Als Ansatz, um der Materialität des Naturraums nachzugehen, ist die Beobachtung bzw. das Aufgreifen von Prozessen der Veränderung durch Licht, Wolken, Wetterphänomene.

 

Nora Fuchs ist bildende Künstlerin und lebt in Dortmund und Berlin. Sie arbeitet mit Raum, Installation, Sound und Videokunst. Als Lehrende ist sie seit 2003 im Fachbereich Design der FH Dortmund tätig als Professorin für Plastisches Gestalten und Angewandte Formgestaltung. Sie ist Mitglied in der GKG.eV., einem Netzwerk für die künstlerische Lehre an Hochschulen. Seit 1999 wirkt sie als Kuratorin, im Vorstand und als teilnehmende Künstlerin im „Kunstverein Alte Schule Baruth“ aktiv mit.

2019 gewann sie den Wettbewerb „Leere Sockel“ des Senats Berlin Bezirk Treptow Köpenick mit der Arbeit „Schwimmtieralarm“, der als partizipatorisches Projekt sechs Monate im Stadtraum zu sehen war. Mehr über ihre Arbeit unter: www.norafuchs.de

 

II. Jens Müller: Visuelle Identitäten in Japan und Deutschland

Auf den ersten Blick scheinen Japan und Deutschland wenig Gemeinsamkeiten zu haben — ob man nun Schriftsysteme, Geografie oder Esskultur betrachtet. Nach 1945 durchliefen beide Länder in bestimmten Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft jedoch eine durchaus vergleichbare Entwicklungsgeschichte. Kommunikationsdesign als direkter und indirekter Spiegel dieser Entwicklungen bietet sich daher als ein besonders interessantes Untersuchungsfeld an. Ab den 1950er-Jahren gab es einen intensiven Austausch der beiden Designszenen, der sich in Publikationen, Ausstellungen, Konferenzen aber auch in der Designvermittlung zeigte. Dazu beriefen sich eine Reihe einflussreicher GestalterInnen beider Länder in ihrer Arbeit jeweils auf das andere Land. 

 

Im ersten Teil der Forschungsarbeit wurde nach Verbindungen im Austausch der japanischen und westdeutschen Designszenen gesucht. Ein designgeschichtlich herausragendes Ereignis stellte die „World Design Conference“ dar, bei der im Mai 1960 in Tokyo ein intensiver Austausch zwischen Gestalter*innen beider Länder stattfand. In den folgenden Jahren entstanden sowohl in Japan als auch in Deutschland wegweisende Visuelle Identitäten — darunter die Erscheinungsbilder der Olympischen Spiele Tokyo 1964 und München 1972. Als wesentliche Weiterentwicklung der Designprofession wurde der Entwurf einzelner Kommunikationsmedien wurde um eine seriell-konzeptionelle Dimension erweitert. Ein zweiter Teil der Forschung beschäftigt sich mit der Entwicklungsgeschichte von Bildzeichen, die bis heute zentrales Element einer visuellen Identität darstellen. Anhand einer Untersuchung historischer und aktueller japanischer Wort- und Bildmarken lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede besonders anschaulich zeigen.

 

Jens Müller, geboren 1982, studierte Kommunikationsdesign in Düsseldorf. Anschließend eröffnete er ein eigenes Designbüro und arbeitete für Auftraggeber aus Kultur und Wirtschaft. Seit 2007 realisierte er über ein Dutzend Sonderbriefmarken für die Deutsche Post, die in Millionenauflage gedruckt wurden. Seit 2019 leitet er, gemeinsam mit Katharina Sussek und Andreas Magino das Designstudio vista in Düsseldorf (siehe https://studiovista.de/studio). Zusätzlich zu seiner Arbeit als Gestalter forscht er über die internationale Designgeschichte und ist Autor vielbeachteter Designbücher, darunter Bestseller wie Logo Modernism und The History of Graphic Design. In den vergangenen Jahren forschte er über die visuelle Geschichte von Unternehmen wie Lufthansa, Puma, ZDF oder Deutsche Bahn. Seit 2021 ist Jens Müller Professor für Corporate Design am Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund.