Ein Freund von einer anderen Hochschule hatte den Plan gefasst ein Auslandssemester in Lissabon zu absolvieren, da er letzten Sommer dort Freunde besuchte, die gerade ihr Auslandssemester dort verbrachten und sehr zufrieden waren. Mein Plan war es zunächst mein Auslandssemester in Barcelona zu verbringen doch da ich nun die Aussicht hatte mit einem guten Freund zusammen in einer geographisch und meteorologisch ähnlichen Stadt zu wohnen und schon Empfehlungen von anderen Studenten gehört zu haben, überzeugte mich mit nach Lissabon zu kommen. Ich suchte mir alle nötigen Formulare auf der Internetseite der IADE in Portugal und die nötigen der FH Dortmund heraus und schickte sie per Post zusammen mit meinem Portfolio nach Lissabon. Von Dortmunder Seite aus ging alles recht schnell und mir wurde bei Problemen schnell geholfen, die Annahmeerklärung bzw. Feedback aus Portugal ließ etwa 2 Wochen auf sich warten, kam aber rechtzeitig an. Also buchte ich einen Flug, wurde meine Wohnung los und stellte meine Sachen bei Freunden unter.
In Lissabon angekommen wohnte ich zunächst 3 Tage in einem Hostel, um von dort aus eine Wohnung zu finden. Es ist sehr zu empfehlen die Wohnung vor Ort zu suchen, da es in Lissabon viele Zimmer ohne Fenster gibt die trotzdem ohne weitere Erwähnung vermietet werden. Am dritten Tag fand ich mit meinem Kommilitonen aus Deutschland eine sehr kleine aber charmante Wohnung in einem sehr traditionellen Viertel, die 5 Minuten zu Fuß von der IADE entfernt war. Wir wohnten dort mit einem Spanier, der auch Erasmus Student war und einer Russin, die als Musikerin in Lissabon lebt. Die Zimmer waren alle sehr sehr eng und hatten teilweise einige Mängel, aber die Wohnung war irgendwie gemütlich und hatte ihren Charme. Zudem kam ich gut mit meinen Mitbewohnern klar nachdem ich sie kennen gelernt hatte. Eine Woche später waren die Einführungsveranstaltungen in der IADE.
Die Sekretärin des International Offices begrüßte uns und zeigte uns alles, was wir wissen mussten. Ich wählte einen Zeichenkurs, einen praktischen und einen theoretischen Fotografiekurs, einen Masterkurs über visuelle Kommunikation und einen portugiesischen Kulturkurs, der sich mit der Geschichte von Lissabon befasste.
Was mir zunächst in den Kursen auffiel war, dass die einheimischen Studenten größtenteils viel jünger waren als in Deutschland, teilweise sogar noch unter 18. Ich weiß nicht ob es mit dem Alter zusammenhängt, aber das Studienniveau der Studenten war stark unter dem, wie ich es an meiner Heimathochschule gewohnt war. Teilweise bekamen die Erasmusstudenten sogar eine Sonderbehandlung von den Professoren, da die Unterschiede so groß waren, dass es keinen Sinn machte, die gleichen Aufgaben zu stellen. Ich versuchte alle Aufgaben so zu erledigen, dass ich mit ihnen zufrieden war und das glückte mir auch größtenteils, die Professoren waren es auf jeden Fall.
Durch meine 5 Kurse musste ich jeden Tag in die Schule, anschließend begann die Freizeit, welche ich meist mit dem Erkunden der Stadt und essen verbrachte. Lissabon ist eine wirklich sehr schöne Stadt, in der man jeden Tag und jeden Moment eine neue schöne Ecke entdecken kann. Es gibt viele Enge Gassen mit wunderschönen alten Häusern aber auch große Plätze mit riesigen Statuen und palastähnlichen Gebäuden. Allgemein hat die Stadt eine wunderschöne Architektur und viele Sehenswürdigkeiten auf sehr engem Raum. Zudem gibt es, dadurch dass Lissabon auf mehreren Hügeln gebaut ist, die sogenannten Miradouros, welche Aussichtsplattformen sind, die einem einen Blick über die ganze Stadt verschaffen. Und außerdem gab es ja noch das gute Wetter und einen Zug, der in einer viertel Stunde am Meeresstrand war, wo man bis Oktober noch baden konnte.
Zufällig lernte ich auch schnell einige Einheimische kennen, da ich durch einen Zufall einen Freund aus Hamburg auf der Straße traf, der gerade eine Ausstellung in Lissabon hatte. Er stellte mir die Besitzer des Ladens vor, in dem er ausstellte, diese wiederum stellten mir ihre Freunde vor und so war ich in der Mitte des Abends mit einer großen Gruppe Portugiesen unterwegs, mit denen ich auch letztendlich bis zum Ende meines Aufenthaltes viel unternommen habe. Sie haben mir viele Tricks, Orte und Veranstaltungen gezeigt, die ich ohne Insidertipp nie gefunden hätte.
Die Wochenenden wurden meist mit Parties verbracht, da Lissabon ein geradezu permanentes Nachtleben hat. Sonntag ist der einzige Tag, an dem die Einheimischen nicht feiern, meinen Beobachtungen nach. Es gibt 2 Viertel, die eigentlich nur zum Feiern existieren und zusätzlich mehrere Diskotheken und kleine Bars die alle relativ günstig sind im Vergleich zu Deutschland.
Meine besten Erlebnisse waren denke ich in einer Stadt, in der ich vorher noch nie war und dazu in einem fremden Land, spontan eine Existenz aufbauen zu können und dabei zu beobachten, dass es gut und schnell klappt, wenn man offen dafür ist. Ich habe viele nette Leute kennen gelernt aus verschiedenen Ländern und mit total verschiedenen Weltanschauungen und sehr schöne Orte gesehen. Schlechte Erlebnisse waren teilweise die Wohnbedingungen in Verbindung mit der Schwierigkeit, den Aufenthalt zu finanzieren, da es in Portugal fast unmöglich ist, einen Job zu finden. Alles in allem aber war es eine tolle Erfahrung, über die ich sehr froh bin.