Vorbereitung
Je früher desto besser, damit man auch nichts vergisst - Unterschriften, Fristen, etc. - am besten eine klassische To-Do-Liste machen. Ich habe drei Monate vor Ende der Bewerbungsfrist der Partnerhochschule mit dem Papierkram begonnen und bin nicht in Stress geraten. Sehr hilfsbereite Ansprechpartner sind, im jeweiligen International Office, Frau Dagmar Hösch und in Lissabon Frau Paula Naia. Wenn man auf eine pünktliche Auszahlung des Auslandsbafög angewiesen ist, sollte man dieses gut sechs Monate vor Semesterbeginn beantragen. Was das Finanzielle angeht, hat man zudem mit der ERASMUS Förderung (bei mir 170€ p.M.) eine gute Basis zum Leben in Lissabon. Meinen Motivation Letter zur Bewerbung an der IADE habe ich in Englisch verfasst und mein Portfolio habe ich in Form einer CD mitgeschickt (Tipp: der portugiesischen Post sollte man ausreichend Zeit einräumen). Unterkunft Ich hatte das Glück schon im Voraus über einen Kontakt in einer privaten Wohnung, die Bed & Breakfast anbietet, für das halbe Jahr ein Zimmer (300€ p.M.) reservieren zu können. Einige Kommilitonen haben die ersten zwei bis drei Wochen in einem Hostel (z.B. Lost Inn) gewohnt, um direkt vor Ort Wohnungen/WG-Zimmer besichtigen zu können, was meiner Meinung nach auch ratsam ist. Manche haben schon von zuhause per Internet ein Zimmer angemietet und sind dabei ziemlich abgezockt worden, das kann also funktionieren, man kann aber auch in einem Loch ohne Fenster landen. Es lohnt in jedem Fall bei Facebook nach einer ERASMUS Gruppe der Partnerhochschule zu suchen, da dort viele Anzeigen und Anfragen gepostet werden und zudem bemerkt man schnell, dass man nicht der Einzige ist, der noch etwas verloren in der neuen Stadt ist.
Studium
Die IADE liegt nahe des Rio Tejo im Stadtteil Santos und ist, sowohl zu Fuss z.B. von der Metro-Haltestelle Cais do Sodre, als auch mit Bus/Tram leicht zu erreichen. Das Gebäude, ein ehemaliges Bürogebäude, war für mich als Fotografiestudenten der FH Dortmund zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da fast alle Räume einem Schulklassenzimmer ähneln - dies liegt wohl auch daran, dass man an der IADE nicht nur Fotografie und Design studieren kann, sondern auch Marketing und Werbung. Für den Fotografiestudenten hat es in der IADE dennoch alles (Studio, Dunkelkammer, Computer), wobei die Qualität unter dem sehr hohen Niveau der FH Dortmund liegt. Die angebotenen Kurse sind interessant, die Professoren hilfsbereit und sprechen auch fast alle Englisch, was heisst, dass einige Kurse sogar komplett in Englisch abgehalten werden. Es gibt sogar eine deutsche Professorin, Claudia Fischer, sie hält Fotografiekurse. Was mich etwas irritierte, war die mangelnde Motivation und Leistung einiger portugiesischen Kommilitonen - und das obwohl sie, im Gegensatz zu den ERASMUS Studenten, gut 300€ monatliche Studiengebühren zahlen müssen. Aber jeder ist ja bekanntlich seines eigenen Glückes/Portfolios Schmied. Bei Fragen aller Art hilft in der IADE, wie bereits erwähnt, die super nette Paula Naia gerne weiter!
Alltag
Alltag klingt so normal, ist in diesem Fall aber die Beschriebung für „Time of my Life“. Was soll ich sagen? Papierkram erledigen, Flug buchen, Lissabon, Portugal erleben! Du gehst abends noch ein Bier trinken, in einer Gruppe von zehn Leuten, im Alter von rund zwanzig Jahren, die aus sieben verschiedenen Ländern, drei verschiedener Kontinente kommen. Man geht zur Uni, man geht auf Road Trips, man ist wach bis die Sonne aufgeht, man lernt Sprachen - kurz gesagt, man erlebt die wahrscheinlich intensivsten sechs Monate seines bisherigen Lebens. Das zum Thema Alltag.
Fazit
Unter dem Strich ist das Leben in Lissabon als ERASMUS Student nicht teurer als z.B. in Dortmund, zudem bekommt man ja noch die Förderung. Und warum wird ein Semester im Ausland wohl gefördert? Ja genau, weil es eine absolute Bereicherung für die eigene Persönlichkeit ist. Im Nachhinein kann ich es wirklich nicht ganz nachvollziehen warum beispielsweise aus meinem Studiengang (40 Personen) lediglich vier Leute den Schritt ins Ausland gemacht haben. Dabei sage ich absichtlich nicht „gewagt haben“, da ich ausdrücken möchte, dass es wirklich keinen Grund zur Sorge gibt, in der fremden Stadt an der fremden Hochschule als ein ERASMUS Student hilflos dazustehen. Man kann nur gewinnen und zwar eine Menge. Wir sehnen uns immer nach dem Reisen und die zwölf Tage Urlaub vergingen wieder viel zu schnell, richtig? Ich habe einhundertachtundsiebzig Tage in Lissabon gelebt.