Faculdade de Belas Artes, Lissabon, Portugal
Ich habe das Wintersemester 08/09 dort verbracht. Semesterbeginn war ca. Mitte September, Semesterende bereits Mitte/Ende Januar.
Medien, Design, Kommunikation (BA) mit Schwerpunkt Grafikdesign
Erster Ansprechpartner ist das Auslandsbüro der FH Dortmund. Ansonsten habe ich mich über die Homepage der FBAUL in Lissabon informiert, die jedoch zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich Informationen auf Portugiesisch bereithielt. Sobald man sich für eine Partnerhochschule entschieden hat, ist es ratsam, sich mit dem dort zuständigen Erasmusbeauftragten in Verbindung zu setzen, da man so nochmals hilfreiche Informationen (Sprachkurs, Wohnungssuche...) erhalten kann. Zudem habe ich Kontakt zu einem Austauschstudenten der FBAUL an unserer FH aufgenommen.
Ich habe mit der Organisation ca. ein halbes Jahr vorher begonnen. Man sollte die Bewerbungsfristen der jeweiligen Schulen beachten. Neben den erforderlichen Unterlagen wird meist ein Portfolio erwartet.
Es wäre hilfreich gewesen, eine Mail zu Beginn mit allen (aktuellen!) erforderlichen Unterlagen zu erhalten. Zum Teil typisch Portugiesisch ist die Organisation auf jeden Fall, so erhielt ich erst 3 Wochen nach Studienbeginn eine Übersicht auf Englisch mit den Kursen, zu diesem Zeitpunkt mussten wir allerdings schon die Kurswahl getroffen haben. Auch der Studentenausweis hat ca. 2 Wochen gedauert, und das Passwort für das schulinterne WLAN funktioniert bis heute nicht. Leider gab es zum Semesteranfang auch kein Erasmustreffen oder eine Informationsveranstaltung, 3 Wochen später allerdings haben dies Studenten selbst in die Hand genommen und uns alle Infos über die Räumlichkeiten und anderes Wissenswertes gegeben. Ich denke jedoch, dass dies ab dem nächsten Semester anders verlaufen wird und ein erstes gemeinsames Treffen organisiert wird. Man muss sich, wie im ersten Semester auch, durchschlagen, Räume suchen, Portugiesen nach Hilfe fragen und allgemein meistens erstmal warten;) Dies soll jedoch nicht allzu negativ klingen, es waren alle immer sehr nett und bemüht. Der Ablauf ist einfach ein anderer als in Deutschland.
Ich bin schon recht früh nach Lissabon geflogen, und habe mir so gute Chancen für die Wohnungssuche erhofft. Leider war es nicht so einfach, wie erwartet. Die meisten zu vermieteten Zimmer haben kein Fenster und sind sehr klein. Der Standard ist natürlich nicht der wie in Deutschland. Heizungen gibt es meistens nicht, daher sollte man den (zwar relativ warmen) Winter nicht unterschätzen. Am Besten am Anfang direkt beim Erasmusbüro der FBAUL nach Informationen nachfragen. Gesucht habe ich über Zeitung, Internet (z.B. http://www.expatriates.com) und bereits geknüpfte Kontakte. Auch zu empfehlen ist es, regelmäßig in seiner Schule (oder Cafés) nach Aushängen zu suchen, da dort auch meistens Zimmer direkt im Zentrum und somit nahe der Schule angeboten werden.
Auch eine gute Hilfe kann es sein, eine Agentur einzuschalten, die sich auf Erasmusstudenten spezialisiert hat und einem bei allen Angelegenheiten hilft. So wird man angerufen, sobald es interessante Wohnungsangebote gibt, die man gemeinsam besichtigt oder auch bei Kontoeröffnung etc. bekommt man Unterstützung. Ratsam ist es dann allerdings, schon von Deutschland aus mitzuteilen, wann man ankommt...so wird einem erst einmal eine Übernachtungsmöglichkeit bereitgestellt. Bei erfolgreicher Zimmervermittlung zahlt man ca. 25 €.
Bei dem Schulgebäude handelt es sich um ein altes Kloster. Viele Skulpturen säumen die Gänge. Es ist ein großer Innenhof vorhanden. An dieser Schule werden jedes Semester viele Erasmusstudenten aufgenommen, im WS 08/09 waren es ca. 50.
Ich habe vor Semesterbeginn einen dreiwöchigen Intensiv-Sprachkurs an der Faculdade de Letras besucht. Man sollte sich relativ früh dafür einschreiben, da dieser im Gegensatz zu den meisten anderen Kursen kostenlos ist (abgesehen von einer Kaution von 50€, die man bei einer Fehlzeit von weniger als 25% zurückerstattet bekommt) und daher sehr begehrt ist. Er wird in 3 verschiedenen Levels angeboten und findet Montag bis Freitag von 9-13 Uhr statt. Ich rate jedem diesen zu besuchen, da man sofort viele Kontakte knüpft. Kursbeginn war Anfang September.
Auch während des Semesters bietet die FBAUL selbst keinen Sprachkurs an, jedoch kann man während des Studiums zweimal wöchentlich abends (18-20 Uhr) einen Sprachkurs ebenfalls an der Faculdade de Letras besuchen. Auch hierfür muss man lediglich eine Kaution von 50€ bezahlen. Kursbeginn hier war Anfang Oktober.
Regulär findet der gesamte Unterricht auf Portugiesisch statt. Zum Teil kann es sein, dass der jeweilige Lehrer den Unterricht auf Englisch umstellt, sobald mehrere Erasmusstudenten anwesend sind. Allerdings waren alle Lehrer sehr hilfsbereit und man konnte nach dem Unterricht auf Englisch nochmals einzeln mit ihnen reden. Auch die portugiesischen Studenten helfen einem immer weiter, wenn man Fragen hat.
Anders als gewohnt, finden hier die Kurse nicht nur einmal in der Woche statt, sondern in der Regel zwei- bis dreimal. Wenn sich Kurse überschneiden, kann man mit den Lehrern reden und diese evtl. trotzdem besuchen. Es wird sehr viel praktisch in den Kursen selber gearbeitet, je nachdem welche Richtung man einschlägt. Viele halten zu Beginn des Kurses einen Theorieteil ab, bevor es zu Korrekturen etc. geht. Dies unterscheidet sich aber natürlich von Kurs zu Kurs.
Die Schule bietet eine Vielzahl von Werkstätten an. Man hat diverse Möglichkeiten von Zeichnen, Siebdruck, Linolschnitt, Radierung, Töpfern, Fliesenmalerei, Mosaik etc. Es steht ein Computerraum zur Verfügung, in dem man Internet nutzen kann. Man kann sich auch Equipement für Film, Licht etc. ausleihen, dazu kann ich aber leider nichts genaues sagen. Zudem gibt es einen kleinen Laden mit Künstlerbedarf und einen Art Copyshop, in dem man drucken, plotten, scannen etc. kann (allerdings nicht sehr billig).
Die Mensagerichte kosten als Menü 2,20€ und es werden täglich ein Fleisch-, Fisch- und vegetarisches Gericht angeboten. Dazu bekommt man ein Brötchen, Suppe, kleines Getränk und eine Nachspeise. Der Preis ist gut, der Geschmack typisch Mensa.
Lissabon ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Aussichtspunkten, von denen aus man die ganze Stadt, die Brücke am Tejo-Fluß und die Jesusstatue überblicken kann. Man hat eine große Auswahl an tollen Stränden in der Nähe von Lissabon. Am Anfang muss man sich evtl. erstmal an die vielen Hügel, Treppen und Berge in der Stadt gewöhnen, was schon mal ziemlich anstrengend werden kann. Nicht umsonst nennt sich Lissabon die Stadt der 7 Hügel. Aber jeder Weg lohnt sich und bietet verwinkelte Gassen, zwischendurch wieder einen Blick auf die Dächer von Lissabon und kleine originelle Geschäfte. Besonders die Stadtteile im Herzen von Lissabon wie Alfama, Baixa, Chiado, Santos...bieten historische Häuser mit einem Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Hört sich an wie aus dem Reiseführer, ist aber so!;)
Portugiesen sind sehr herzliche, gemütliche und lebensfrohe Menschen. Man wird schnell aufgenommen. Wenn sie euch Entfernungen oder Zeitangaben nennen, nehmt dies mal 2 oder 3...dann liegt man meistens richtig;)
Die mögliche Preisspanne bei der Zimmermiete ist sehr groß und man kann zwischen 130-350€ an Kaltmiete bezahlen. Die Miete ist in jedem Fall etwas teurer als in Dortmund, da auch die Zimmergröße meistens relativ klein ist. Man sollte sich unbedingt vor der Anreise mit Kosmetikprodukten wie Shampoo, Duschgel, Schminkutensilien etc. eindecken, da die Preise hierfür in Lissabon immens sind (ca. doppelt so hoch wie in Deutschland). Lebensmittel sind teilweise etwas teurer, die billigsten Supermärkte sind MiniPreco, Pingo Doce und LIDL.
Ich habe mein Erasmusgeld Anfang Oktober ausgezahlt bekommen. Den letzten Monat erhält man erst nach Abgabe der restlichen Nachweise und Unterlagen nach Ende des Auslandsaufenthalts.
Das sollte jeder für sich selbst rausfinden...einziger Tipp: TimeOut Magazin, www.lecool.com
Meine neu erworbenen Sprachkenntnisse halten sich zwar in Grenzen;) dafür jede Menge Spaß, Einblick in ausländische Studienformen, viele Freunde, Lebenserfahrung,...einfach die Möglichkeit in einer Wahnsinnsstadt zu leben!
Sofort wieder!!!
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