Jedes Jahr von Mai bis September finden im deutschen Sauerland Schützenfestivals statt. Das dreitägige Festival besteht aus Märschen durch die Dörfer, kirchlichen Prozessionen sowie Tänzen und Ehrungen. Der Höhepunkt jedes Festivals ist ein Schießwettbewerb auf einem Holzvogel, um den neuen jährlichen König zu bestimmen. Der Ursprung dieser Vereine geht auf den Zivilschutz im Mittelalter zurück und ihr Motto „Für Glauben, Sitte und Heimat“ steht noch heute auf ihren Flaggen. Abgesehen von einigen Ausnahmen haben die meisten dieser Clubs und Bruderschaften strenge Regeln, erlauben Frauen nicht als Mitglieder und vertreten konservative christliche Werte. Die kleinen Dörfer in Deutschland haben eine starke Gemeinschaft und eine tiefe Bindung an ihre Heimat, die hauptsächlich durch die Pflege dieser Tradition und ihrer regionalen Bräuche geprägt ist. Als ich in einem dieser kleinen Dörfer aufgewachsen bin und von Kindheit an das lokale Schützenfest besucht habe, habe ich über meine persönlichen Erfahrungen mit dieser Tradition nachgedacht. Ab 2015 besuchte ich 31 Festivals, um die zeitgenössische Ausübung der Tradition in Frage zu stellen und das theaterähnliche Verfahren des Festivals zu untersuchen.